33/2012 Die Geburt ist ein Erlebnis

Geburtserlebnis soll in guter Erinnerung bleiben

Die Geburt ist für alle Betroffenen ein Erlebnis, dass man nie mehr vergisst. Und damit dieses Erlebnis in guter Erinnerung bleibt, dafür sorgt unter anderem Claudia Jeuch-Bidermann, Hebamme im Spital Zollikerberg und freiberufliche Hebamme im Bezirk Meilen.

Seit 20 Jahren ist Claudia Jeuch Hebamme aus Leidenschaft. Nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester, entschloss sie sich, eine Zusatzausbildung als Hebamme zu absolvieren. Weshalb hat sie diesen Weg gewählt? „Das Schlüsselerlebnis war, als meine Schwester ihr Kind gebar“, blickt die Zollikerin zurück. Es sei ein wunderschöner Beruf. „Mit Frauen zu arbeiten, sie auf die Geburt vorzubereiten und mit ihnen diese zu erleben, das ist etwas sehr Schönes.“ Doch natürlich gebe es auch schwierige Momente. Dann, wenn eine Geburt nicht so läuft wie sie sollte, wenn Komplikationen auftreten. Es gibt auch Frauen, die erst nach der Geburt Probleme bekommen. „Bei meiner Arbeit mit den Frauen im Wochenbett zu Hause treten vor allem Gemütsschwankungen und Stillprobleme auf. Dann braucht es Geduld und Einfühlungsvermögen.“  Was rät die Zollikerin jungen Frauen, die diesen Beruf erlernen möchten? „Sie sollen ihn unbedingt lernen“, muss Claudia Jeuch nicht lange überlegen. Auch wenn die Ausbildung vier Jahre dauert, und im Spital im Schichtbetrieb gearbeitet wird. Das müsse man sich von Anfang an bewusst sein. Der Beruf mache aber vieles wieder wett. Wer zwei Jahre Berufserfahrung mitbringt, der hat die Möglichkeit, freiberuflich zu arbeiten. „Wer diesen Weg wählt, arbeitet 24 Stunden, ist immer auf Abruf bereit. Das erfordert sehr viel Eigenverantwortung“, weiss die Zollikerin. Egal ob im Spital oder freiberuflich, „als Hebamme muss man flexibel und jeden Tag auf Unvorhergesehenes gefasst sein. Gerade das macht diesen Beruf so spannend und schön.“

Das Paar begleiten

Claudia Jeuch arbeitet 40 Prozent als Hebamme im Spital Zollikerberg, den Rest daneben betreut sie als freiberufliche Hebamme Frauen im Wochenbett und erteilt privat Geburtsvorbereitungskurse. Was ist die Hauptaufgabe einer Hebamme? „Ich schaue dafür, dass es der Mutter und dem Kind gut geht. Die Frau soll eine möglichst schöne Geburt erleben, die ihr in guter Erinnerung bleibt.“ Claudia Jeuch unterstützt die Gebärenden unter der Geburt, indem sie versucht mit verschiedenen Positionen die Geburtswehen erträglicher zu machen. Dazu gehören auch verschiedene Mittel der Homöopathie und der Aromatherapie. Natürlich hat die Frau auch die Möglichkeit, auf normale Schmerzmittel zurückzugreiffen wenn sie das möchte. „Wichtig ist in erster Linie, dass ich die Frau und den Mann zusammen als Paar begleite.“ Auch wenn Claudia Jeuch jedem werdenden Vater rät, bei der Geburt dabei zu sein, kann sie auch jeden  verstehen, der das nicht will, dem es zuviel wird. „Jeder Mann muss das aber selber für sich entscheiden.“

Claudia Jeuch ist es wichtig, dass das Geburtserlebnis trotz Schmerzen in guter Erinnerung bleibt. Es ist wichtig, dass die Eltern in der ersten Stunde zusammen mit dem Kind geniessen können, dass das Kind bei der Mutter auf dem Bauch liegt und erst einmal richtig ankommen kann. Gegenüber früher, bleibt heute dafür im Spital leider oft  wenig Zeit. Zu Hause im Wochenbett bestehe dann dafür mehr  Ruhe, um die Eltern zu begleiten.

„Ich liebe meinen Beruf“

Claudia Jeuch ist in Zollikon aufgewachsen. Während rund acht Jahren lebte sie in andern Gemeinden und unternahm Reisen. Heute wohnt sie zusammen mit ihrer Familie im ehemaligen Elternhaus in Zollikon. Auf die Frage, wer denn Claudia Jeuch ist, kommt die Antwort prompt: „Ich bin in erster Linie Familienfrau. Mir ist das soziale Umfeld sehr wichtig. Ich liebe meinen Beruf, aber die Familie geht vor. Und was hält sie in Zollikon? „Ich habe hier meine Wurzeln. Meine Familie lebt da. Und nicht zuletzt ist es auch mein Beruf, der mich in Zollikon hält.“ Und wenn sie etwas ändern könnte, was wäre das? „Ich wünsche mir eine bessere Vernetzung in den Familien und der Gesellschaft. Die Menschen sollten nicht so egoistisch denken.“

Eines Tages steht eine gute Fee vor der Türe, was würde sich Claudia Jeuch wünschen? „Ich möchte so gesund und zufrieden weiterleben wie bis anhin. Ich wünsche mir, dass die freiberuflichen Hebammen verstärkt zusammenarbeiten. Und zuletzt wünsche ich mir, dass  die Frauen wieder spontaner werden. Sie sollen mehr Vertrauen in sich und ihre Kräfte haben und den Mut haben, sich auf  die Geburt einzulassen.“ (slb)