31/2012 Gabi Greuter-Trüb fühlt sich nicht nur in Zollikon wohl

«Das Glück kann man nicht erzwingen»

Seit 30 Jahren lebt Gabi Greuter-Trüb in Zollikerberg. Sie ist Bäuerin und bewirtschaftete zusammen mit ihrem verstorbenen Mann das Bauerngut im Wilhof. Heute lebt sie mit ihrem Mann Thomas Greuter noch immer im Wilhof – das Bauerngut wich inzwischen Wohnungen.

Empfangen wird man bei Gabi Greuter-Trüb von einem Hund und sieben Katzen. Der Hund bellt lauter, als er gross ist. Dafür streicht einem die Katze um die Beine und will gestreichelt werden. In Gabi Greuters wunderschönem Garten fühlt man sich sofort wohl. Die fröhliche Frau hat keine einfache Zeit hinter sich: Im April 2008 starb ihr damaliger Mann Markus Trüb bei einem Arbeitsunfall im Wald. Es sei eine schwierige Zeit gewesen, sagt sie im Nachhinein. «Doch meine drei Kinder haben mich gebraucht und so musste ich ganz einfach weitermachen. Das Leben musste weitergehen.» Heute ist sie wieder verheiratet und glücklich.

Keine Nutztiere mehr

Vor 30 Jahren, als Gabi Greuter zu ihrem Mann in den Wilhof zog, bewirtschafteten sie zusammen den Hof. «Ich absolvierte die Bäuerinnenschule. Wir hatten Kühe, Hühner und Schweine», erinnert sie sich. Und natürlich besassen sie auch Obstbäume und Getreidefelder. Die Familie war quasi Selbstversorger. «Früher erhielt man das Getreide, das man abgeliefert hatte, als Mehl wieder nach Hause. So konnte ich auch das Brot für die Familie selber backen», erinnert sich Gabi Greuter. «Die Familie Trüb lebte seit Generationen von dem, was sie selber angebaut hatte. Doch irgendwann wurde einem das Mehl nur noch in kleinen Mengen zurückgegeben.» Und auch die Molkerei Ruckstuhl, die die Milch von den Bauern entgegennahm, wurde von einem grossen Tanklaster abgelöst.

Seit 1992 leben auf dem Hof der Familie keine Kühe und Schweine mehr. «Wir mussten damals den Stall umbauen. Doch es gab immer strengere Gesetzesauflagen. Wir standen vor der Wahl, den Stall entweder noch einmal umzubauen oder die Kühe wegzugeben. Wir entschlossen uns, das Vieh zu verkaufen.» Weiterhin wurde aber Ackerbau betrieben und bei der Molkerei Ruckstuhl verkaufte die Familie Trüb sechs Jahre lang an einem eigenen Stand ihr Gemüse.

Vor ein paar Jahren hatte sich Markus Trüb entschlossen, die grosse Scheune, in der die Maschinen untergebracht waren, in Wohnungen umzubauen. «Wir fanden für die Maschinen, die wir für unsere Gartenholzerei benötigen, einen neuen Standort», erzählt Gabi Greuter. Doch während der Projektphase für den Wohnungsbau verstarb Markus Trüb. Gabi Greuter-Trüb stand vor der Wahl, alles hinzuschmeissen oder weiterzumachen. «Ich machte weiter und verwirklichte das Projekt von Markus.» Heute steht die Scheune praktisch wie früher, «nur mit Fenstern», lacht sie. Auch der alte Hofplatz wurde wie vor dem Umbau gestaltet. Seit einem Monat ist das Projekt vollendet.

Familie als Mittelpunkt

Was hält Gaby Greuter in Zollikerberg? Kann sie sich vorstellen, woanders zu wohnen? «Der Zollikerberg ist zwar meine Heimat, aber ich fühle mich dort wohl, wo meine Familie und mein Mann leben. Deshalb ist es mir gleichgültig, wo das ist. Ich fühle mich dort wohl, wo ich geborgen bin.» Eines ist für Gabi Greuter klar: «Wenn eines meiner Kinder selber Kinder bekommt und hier in dieses Haus einziehen möchte, dann werde ich sofort in eine Wohnung ziehen. Meine Kinder sind hier gross geworden. Das Haus und der Garten sind ein Paradies für Kinder.» Sie selber sei weder an das Haus noch an den Ort gebunden.

Auf die Frage, was sich Gabi Greuter wünschen würde, wenn eine gute Fee vor ihr stehen würde, muss sie lange überlegen. «ch wünsche mir, dass meine Familie gesund bleibt. Mehr als Gesundheit ist nicht nötig.» Gaby Greuter ist überzeugt, dass man sein Glück nicht erzwingen kann. Wichtig ist ihr, dass man tolerant miteinander umgeht. «Jeder soll den anderen einfach leben lassen.» Auf die Frage, ob sie etwas ändern würde, wenn sie könnte, weiss sie sofort eine Antwort: «Die Frage stellt sich für mich nicht. Wichtig ist, dass das Umfeld stimmt.»