Orientalische Szenerie auf dem Schulhausareal










Auf dem Oescher-Areal spielten für einmal keine Kinder, sondern prächtig gewandete Sänger und Musiker. Die Schlesische Staatsoper Bytom präsentierte eine Freilichtaufführung von Giuseppe Verdis «Nabucco». An die tausend Zuschauer versammelten sich zum nur einmal in Zollikon aufgeführten Opern-Evergreen mit dem weltberühmten Gefangenenchor.
Dem sonnigen Abend entsprechend waren viele der Zuschauer sommerlich und festlich gekleidet, wie sie es sich für einen Besuch im Zürcher Opernhaus gewohnt sind. Viele bekannte Gesichter aus der Gemeinde liessen sich von den mitreissenden Klängen und grossen Gefühlen Verdis verwöhnen.
Schon am Vormittag begann der eingespielte Bautrupp des Tourneetheaters mit den Aufbauarbeiten. Jeder Handgriff ist hundertmal erprobt und bis um 18 Uhr war die Bühne bereit und die Stühle gestellt. Die Sänger sind an der Schlesischen Staatsoper Bytom fest angestellt, verdienen sich aber mit der Sommertournee ein Zubrot und haben die Gelegenheit, in den verschiedensten Städten und Ortschaften Europas aufzutreten. Sie sind handwerklich wie auch stimmlich hochprofessionelle Sänger aus einer Kaderschmiede-Oper Polens.
Pünktlich um 20 Uhr begann die Vorstellung mit der musikalischen Einführung unter der Leitung von Martin Doubravsky, Chefdirigent und musikalischer Leiter der Oper Liberec. Er dirigierte das 30 Personen starke Orchester der Festspieloper Prag virtuos und gradlinig in allen Passagen. Bemerkenswert waren die Bläser und vor allem das Flötenspiel, sie zeigten sich mal imposant und mal fein und zart zugleich.
Nabucco, gespielt von Bariton Martin Babjak, überzeugte das Publikum mit seinem klaren, gut verständlichen und kernigen Bariton. Die Rolle von Nabuccos Tochter Fenena sang Monika Brychtova. Ihr Mezzosopran war bezaubernd und geschmeidig. Die attraktive und zugleich machthungrige Abigaille (Carola Reichenbach) begeisterte mit ihrer starken und virtuosen Sopranstimme bis in die höchsten Stimmlagen. Fenena liebt den Neffen des hebräischen Königs Sedecia von Jerusalem, Ismaele, verkörpert vom Tenor Michal Vojta. Jurij Kruglov als Zaccharias, der Hohepriester der Hebräer, spielte seine Rolle passend mit seiner klangvollen und tragenden Stimme.
Der vierstimmige Festivalchor aus Prag sang sowohl die Szenen der Soldaten wie jene des Volkes überzeugend und grossartig. Die Stimmung der Zuschauer während der ganzen Aufführung war konzentriert und aufmerksam; nicht allen gelang es, sich an die Anweisung, zwischen den einzelnen Sätzen nicht zu klatschen, zu halten. Doch die Künstler liessen sich nicht aus der Ruhe bringen und genossen vor allem das langanhaltende, begeisterte «Herausklatschen». Sie liessen sich gerne auf eine Zugabe von «Va, pensiero, sull’ali dorate» des Gefangenenchors ein.
Akustik begeisterte nur bedingt
Die ganze Vorstellung wurde von Mikrofonen für eine ausreichende Akustik unterstützt. Nach Anfangsschwierigkeiten mit einem kurzen Stromausfall wurde das Können der Sänger «unplugged» zu Ohren getragen, was vor allem von den in den ersten Reihen sitzenden Zuschauern bevorzugt wahrgenommen wurde.
Es war ein Erlebnis für Zollikon und Umgebung, ja vielleicht sogar ein Probelauf für eine weitere Open-Air-Aufführung im Areal des Schulhauses Oescher. (cef)