20/2012 Es wird eine Mehrarbeit geben

Es wird eine Mehrbelastung geben

Nach dem sofortigen Rücktritt der beiden 5W-Gemeinderäte Dominique Bühler und Thomas Bänninger wurden die Ressorts der beiden Zurückgetretenen neu verteilt.

An der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats in seiner Übergangs-Zusammensetzung wurden die beiden frei gewordenen Ressorts neu verteilt. Die Liegenschaften­abteilung von Dominique Bühler übernimmt Daniel Weber (SVP), die Wohlfahrtsabteilung wird neu von Urs Fellmann (FDP) geleitet. Damit betreuen die beiden Gemeinderäte neben ihrem ursprünglichen Ressort zusätzlich je ein Amt. Was ­bedeutet das in Bezug auf ihre ­Arbeitsbelastung? Urs Fellmann rechnet insgesamt mit einem Pensum von 50 bis 60 Prozent, Daniel Weber kann die Mehrarbeit noch nicht einschätzen. «Ich rechne aber mit einem massiven Mehraufwand.» Urs Fellmann ist seit Februar pensioniert; deshalb könne er die Mehrarbeit bewältigen, erklärt er. Als Stellvertreter von Thomas Bänninger sei es für ihn selbstverständlich gewesen, das Ressort Wohlfahrt zu übernehmen. Und Daniel Weber? Wurde ihm das Amt quasi aufgedrängt? «Nein», beteuert er. Im Gemeinderat habe man nach einer Lösung gesucht. «Ich kann im Moment Zeit freischaufeln. Und im September wird sich die Situation ja dann wieder beruhigen.» Urs Fellmann betont, dass die Hauptarbeit nicht in den Gemeinderatssitzungen liege: «Es sind nicht die drei bis vier Stunden alle 14 Tage, die viel Arbeit geben, sondern das tägliche Aktenstudium und die Arbeit in den Kommissionen.» Als Wohlfahrtsvorstand sei er automatisch in der Sozialbehörde aktiv. Er habe einen dicken Ordner mit allen Akten erhalten, in die er sich nun einlesen müsse. «Doch die Abteilungsleiter haben viel Vorarbeit geleistet.»

Es gäbe Synergien, wenn …

Urs Fellmann betreut bis zu den Ersatzwahlen im September das Ressort Gesundheit und Wohlfahrt. Gibt es Synergien, die er nutzen kann? «Nein, es sind zwei eigene Bereiche», erklärt er. Würde man allerdings die Gemeindeordnung anpassen, würde er durchaus Synergien sehen. So zum Beispiel mit dem Freizeitdienst, der unter anderem die Stelle für Altersfragen betreut. Wäre es für ihn auch vorstellbar, wenn sich nur noch fünf Gemeinderäte die Arbeit teilen würden? «Ja, es würde vermutlich gehen.» Doch er ist sich bewusst, dass dies sicher ein längerer Prozess wäre – und ebenfalls eine Anpassung der Gemeindeordnung voraussetzen würde. In der heutigen Konstellation kann sich auch Daniel Weber einen reduzierten Gemeinderat vorstellen. Bei der Realisierung der Einheitsgemeinde, das heisst, wenn die Schule integriert und somit der Schulpflegepräsident im Gemeinderat Einsitz nehmen würde, allerdings nicht mehr. «Mit vier Personen wäre die Arbeitsbelastung für jeden einzelnen Gemeinderat zu gross.»

In wichtigen Fragen entscheiden

Wo sieht Daniel Weber seine neuen Hauptaufgaben? «Ich kann das Ressort in der kurzen Zeit sicher nicht auf den Kopf stellen. Aber dort, wo ich einen dringenden Handlungsbedarf sehe, werde ich mich einbringen.» Wichtig ist für ihn, dass er als Vorsteher in wichtigen Fragen selbstständig entscheiden kann. Zwei Ressorts zu führen, ist für beide Betroffenen eine Mehrbelastung. Eine Arbeitsentlastung sieht Urs Fellmann in einem Punkt, der kurzfristig zu realisieren wäre: «Wenn nicht jede einzelne Rechnung vom zuständigen Gemeinderat visiert werden müsste. Das ist ein Riesenaufwand und könnte bis zu einem gewissen Punkt sicher auch von den jeweiligen Abteilungsleitern erledigt werden.» Entlastung sieht er auch in der Kommunikation. «Es wäre einfacher, wenn wir wieder vermehrt direkt mit der Bevölkerung kommunizieren könnten, und nicht alles zuvor von der Präsidialabteilung abgesegnet werden müsste.» Urs Fellmann will aber nicht klagen. Die Situation sei nun so, wie sie sei und mit so etwas müsse man schliesslich immer rechnen. Es hätte ja auch sein können, dass zwei Gemeinderäte aus anderen Gründen plötzlich ihre Arbeit nicht mehr hätten erledigen können. Er hofft allerdings, dass es bei der Ersatzwahl nicht noch zu einem zweiten Wahlgang kommen wird. «Dann würde es wohl fast Weihnachten werden, bis wir zwei neue Kollegen im Gemeinderat haben.» Auch Daniel Weber sieht den kommenden Monaten mit guten Gefühlen entgegen: «Es ist ja eine absehbare Zeit.»

Keine Freizeit mehr

Die restlichen Gemeinderäte haben ihr Ressort behalten, werden die Mehrarbeit aber sicher auch zu spüren bekommen. Wie Gemeindepräsidentin Katharina Kull-Benz erklärt, beansprucht die Tätigkeit eines Gemeinderates zwischen 600 und 800 Jahresarbeitsstunden, bei der Gemeindepräsidentin seien es deutlich mehr. Dies ergab eine im Jahr 2009 durchgeführte Zeiterfassung. Diese Stunden entsprechen einer Anstellung von 30 bis 40 Prozent oder drei bis vier vollen Arbeitstagen pro Woche. «Meine Kollegen, die voll im Arbeitsprozess stehen, können das als Milizler nur leisten, indem sie auch noch den letzten Rest ihrer Freizeit für das Amt investieren», lobt die Gemeindepräsidentin das grosse Engagement. «Während der Ferienabwesenheit von Urs Fellmann werde ich als sein Stellvertreter die Mehrarbeit sicher spüren. Aber ansonsten wird der Aufwand für mich nicht so gross sein wie für andere», erklärte Jürgen Schütt. Auch für Martin Byland wird der Mehraufwand nicht stark ins Gewicht fallen, wie er erklärt. «Für mich kommt vor allem das Vizepräsidium, das heisst die Vertretung der Gemeindepräsidentin dazu. In zeitlicher Hinsicht gehe ich davon aus, dass die hohe Arbeitsbelastung vor allem wegen den zahlreichen Projekten weiterhin hoch bleibt.» (slb)

Gemeinde Zollikon